*BILDER....BUCH*

Blaue Augen Himmelsstern

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Ein Kapitel erzählt von meiner Jugend:

 

Zum ersten Mal verliebt war ich mit 13. An ihn - er hieß Jings -  kann ich mich nicht mehr gut erinnern, ich weiß noch nicht einmal mehr wie er aussah. Beschrieben habe ich ihn als 17-jährigen Jüngling und  Fakt ist, er konnte absolut nicht küssen. Diesen Umstand habe ich in allen Einzelheiten dokumentiert. Wahrscheinlich um es mir immer wieder zur Abschreckung vor Augen zu führen, falls ich erneut auf die dämliche Idee kommen sollte, mir eine fremde Zunge in den Hals stecken zu lassen. Ich hatte schon viel in der Bravo über dieses wichtige Ereignis gelesen und Susi geriet geradezu ins Schwärmen wenn sie darüber berichtete. Ich wollte  endlich auch wissen,  wie sich das anfühlt. Die blau-grün-gelb unterlaufenen Stellen, so genannte Knutschflecke, die dabei, danach oder während dessen parallel am Hals entstanden, interessierten mich weniger, denn ich trug nicht gerne einen Schal. Immer wenn Susi einen umgebunden hatte, wusste ich nur zu gut was sie darunter zu verbergen suchte. Ich fand die Vorstellung, mir zusätzlich in den Hals beißen oder an diesem herum nuckeln zu lassen, eklig und es tat sicher auch weh. Das war nichts für mich. Noch nicht. Ich wartete also gespannt auf das was nun passieren würde und schloss die Augen.  Ruck zuck war seine Zunge in meinem Mund, umkreiste meine Mandeln, untersuchte meine Zahnfüllungen und reinigte gleichzeitig die Zahnzwischenräume. Zähne putzen konnte ich  mir daher heute Abend sparen. Meine Zunge war ihm dabei stets im Weg – wo sollte ich auch damit hin - also schob er sie ständig zur Seite. Ich bekam fast Maulsperre. Konzentriert atmete ich durch die Nase,  denn ich drohte zu ersticken. Doch aufgeben wollte ich nicht so schnell, wie hätte ich das Susi erklären sollen. Er beschlabberte mich noch ein Weilchen, bevor ich dem Crashkurs Einhalt gebot und vorgab für meine Mutter noch etwas erledigen zu müssen. Was fanden bloß alle so toll daran mit Zunge zu knutschen? Meine erste Erfahrung auf diesem Gebiet löste kein Glücksgefühl, sondern Brechreiz und Atemnot aus. Nie wieder wollte ich mich auf diese Art und Weise küssen lassen.

Selbstverständlich hatte ich in der Bravo auch das ein- oder andere  über Petting gelesen. Nach dem was ich gerade über mich hatte ergehen lassen, müsste sich für diesen Schritt mindestens  David Cassidy, d. h. Keith, zur Verfügung stellen. Der erste Bravo-Starschnitt an meiner Wand im Kinderzimmer und Schwarm meiner Teenie-zeit schlechthin. Hauptdarsteller der amerikanischen Fernsehsendung *Die Partridge-Familie*. Es sollte allerdings noch etwas dauern bis Keith Zeit für mich hatte bzw. nicht mehr Nr. 1 meiner Wunschkandidaten war. In der realen Welt  folgten Bennie, ein goldiger Holländer, Chris (Ibi),  David und Heiko. Zum Glück küssten sie besser und ich habe meine traumatische Erfahrung gut verarbeitet. Auch Knutschflecken ließ ich irgendwann zu und trug regelmäßig Nicki-Tücher, die sowieso gerade in waren. Allerdings habe ich  damals nicht alles „leserlich“ in mein Tagebuch geschrieben und  aufgrund der elterlichen Spionageaktionen  der „Räubersprache“ ein entsprechendes Forum eingeräumt.

Ob Mama, ihres Zeichens „neugierig“, meine komplette Post unter Wasserdampf geöffnet hat, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber dass sie es in einem Fall – selbstverständlich nur zu meinem Schutz – getan hat, weiß ich, sie hat es sogar zugegeben.

Ich war bei meiner Cousine in Schleswig Holstein, hatte zum ersten Mal eine Disco von innen gesehen und schwärmte für einen Typ namens Chappi. Ja, genau, er hieß wie das Hundefutter, aber er konnte nicht bellen. Natürlich war das nur sein Spitzname, er hieß Klaus. Susi war in den Sommerferien in Italien und erlebte ihre erste große Liebe. Da unsere Löwenmamis ab dem Zeitpunkt als der Busen wuchs und die Periode Einzug hielt um unser Wohlergehen besorgt waren, nutzten sie jede Möglichkeit,  uns vor den bösen Buben zu beschützen. Meine Liebesbriefe habe ich heute noch. Der erste war natürlich etwas ganz Besonderes. Er ist ja fast so wichtig wie das erste Mal. Ich lernte Bennie in Österreich kennen. Dort wo ich später auch Wolfgang traf. Damals noch handschriftlich verfasst, sind sie eine schöne Erinnerung an meine Jugend.  Natürlich hatte diese „Liebe“ keine Zukunft, denn wir sahen uns nur in dem einen Sommer, verliebten uns, schrieben einige Monate hin- und her wie sehr wir uns vermissen und dann war es urplötzlich vorbei. Mein nächster Schwarm stand in den Startlöchern.

 

 

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